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Barbara Herrmann
»Gestern - Heute«

Wie haben wir sie uns nun vorzustellen, die heimlichen Denunzianten und Ohrenbläser, die feigen Verleumder in der Anonymität des IM-Decknamens weiland, in der des Internets heute?

Mit Hörnern und vom Observieren geröteten Augen sicherlich nicht. Täte ihnen zuviel Ehre an, soviel klassische Teufelei. Immerhin, die etwas einfältige Mimik...

Eher noch gesichts- und formlos, verwaschen im Nebel ideologischer Phrasen, mit Biedermanns Haltung, Hand aufs Herz. So leben sie unter uns, mümmelnd frustriert den kämpferischen Text:

»Wir, wir sind überall auf der Erde…«

Ach ja, die alten Zeiten, als man noch durfte wie man wollte und nicht konnte. Die Flachzangen aus dem Westen? Na na na. Flachzangen aller Länder, vereinigt euch!

Deutschland hat’s vorgemacht.


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Verleumdung gestern

IME »Matthias«, 1981:

»…U. glaubte aber, daß er durch die Tatsache, nun Vorstandsmitglied (im Berliner SV der DDR, B.U.) zu sein, von allen Seiten nur Förderung bekommt, und daß man an seine Werke keine kritischen Maßstäbe mehr anlegen wird. Er wurde völlig unzugänglich auf Hinweise von Lektoren zu hören und die Folge war, daß er sich mit dem Verlag »Das Neue Berlin« zerstritten hat und den Verlag verlassen hat…«

Richtig ist, wir trennten uns damals in Freundschaft, da mich mit meinem Mentor und ersten Lektor Ekkehard Redlin, dem ich viel an fundamentalen Einsichten verdanke, ein sehr sauberes und aufrichtiges Verhältnis verband, wie ebenfalls mit der Cheflektorin Sieglinde Jörn, die, wendebedingt, noch ‘90, bei nunmehr größerer Handlungsfreiheit, einen lange abgelehnten Band utopischer Liebesgeschichten von mir plante, der dann, infolge Währungsunion, nicht mehr dort erschien (’94 bei Kiepenheuer, Leipzig, »Wenn morgen Weltende wäre«). Mit meinem dritten Band (1993 bei Gustav Kiepenheuer, Leipzig, »Elternmißhandlung oder die Vollendung des Turmbaus zu Babel«) verließ ich 1980 das Genre SF und Redlin sagte damals ehrlich zu mir: »…Bernd, da kann ich nicht mehr mit, das ist nicht mehr meine utopische Literatur, suche Dir bitte einen anderen Lektor…« Das führte mich in der Folge mit Gegenwartsgeschichten, »Abends im Park und nachts und morgens«, in den Mitteldeutschen Verlag und schließlich nach deren Erscheinen 1983 zum Publikationsverbot. Zitat Ministerium für Kultur der DDR, 1986: »Herr Ulbrich, als wir Ihr Buch erlaubten, wußten wir nicht, was wir da erlauben. Können Sie nicht einfacher schreiben?« Antwort: »Ich kann nicht anders. Ich mache das nicht mit Absicht.«


Auszug aus dem Gutachten zum Titel »Elternmißhandlung…«, 1981:

»…Es steht außer Zweifel, daß sich Ulbrichs Prosa, mit überraschenden Einfällen durchsetzt, auf hohem stilistischem Niveau bewegt. Doch die philosophisch-ästhetische Ausgangsposition einer pessimistischen Weltsicht wird nur permutiert, nie korrigiert…«

Und das war ein Politikum. Wenn ich dann noch in einer dieser Geschichten einen Kommunisten mit »fragwürdigen Theoremen« auftreten lasse, dann muß dieser Text natürlich allein deshalb schlecht sein und auch noch aus zweiter Hand stammen. Was immer das heißen mag. Habe ich vielleicht plagiiert? Man sollte mich adeln.


Auszug aus dem IM-Protokoll zu einer Sowjet-Union-Reise junger Autoren 1976:

»Der Vorgenannte (also ich, B.U.) trat offen provokatorisch auf, wobei sein Sprachgebrauch sich überwiegend aus den Begriffen wie Scheiße, Dreckladen, Halbgebildete und Dreckbuden und in ähnlicher Qualität zusammensetzte. Während der Mahlzeiten benutzte er für seine Zigaretten grundsätzlich nicht die aufgestellten Aschenbecher, sondern streute seine Asche und die Kippen in die zum Gedeck gehörenden Gläser und Teller. Anschließend verlangte er dann in einem anmaßenden Ton vom Personal, den Misthaufen zu beseitigen.«

Ja, wie denn? Die nix deitsch, ick nix russki. Genossen, dicker ging’s ja wohl wieder mal nicht. Und besser recherchieren hätte ihr auch können. Aber was scherte Euch schon die Wahrheit? Ich bin Nichtraucher, war es damals schon. Ansonsten bin ich natürlich eine unkultivierte Sau und scheiße anderen auf den Teller. (Doch das ist eine andere, aber wahre, Geschichte und fand in Bulgarien ’88 lediglich verbal statt).






Verleumdung heute

Ich kenne das Lied, ich kenne den Text,
ich kenne die heimlichen Schreiber.
Sie geben nach außen den aufrechten Mann
und sind doch nur schwatzhafte Weiber.


Nun bin ich, Rückfalltäter, erneut politisch inkorrekt und bekomme von Emanzipationsbewegten eins drüber. Wer meine Geschichten kennt, der kennt mich immerhin als Frauenverehrer: das Weib, Quell der Weisheit und der Freude, wenigstens in der Literatur. Selbstverständlich verleumdeten mich auch Frauen. Woher die Gehässigkeit, woher der Hohn? Ein allgemein menschliches Phänomen? Offenbar bin ich auf die Rolle des weißen Juden abonniert. Einer muß es ja sein. Das alte Lied. Der Minderbemittelte, in diesem Fall der geistige, sucht sich immer noch einen, den er treten kann. C’est la vie.




Selbstbeweihräucherung des Autors [Bearbeiten]

Der Beitrag trieft geradezu davon. Hier wäre eine neutrale Quelle bitter nötig. --87.123.114.162 13:35, 27. Dez. 2010 (CET)

gibt schlimmeres, dennoch etwas entschärft. --Gf1961 13:46, 27. Dez. 2010 (CET)
Etwas besser, aber nicht viel. Dass Herr Ulbrich aus ideologischen Gründen nicht mehr veröffentlicht wurde, wage ich zu bezweifeln. Ich kenne ihn zwar nicht persönlich. Aber mehrere Leute haben mir unabhängig voneinander erzählt, daß er sich seit seinen ersten Büchern für ein literarisches Genie hält und jeden gröblichst angiftet, der ihn darin nicht bestärkt. Kein normaler Verleger wird sich so einen Autor freiwillig ans Bein binden - das war in der DDR auch nicht anders. --87.123.114.162 22:36, 27. Dez. 2010 (CET)


Geschenkt, der Titel. Indessen, ich rätsele über den Sinnzusammenhang des oben Dargestellten. Bezieht er sich nun auf die mageren Zeilen des von irgend jemandem eingestellten Wikipedia-Textes? Oder auf meine selbstverfaßte Homepage? Wenngleich ich hier, wie dort, im wesentlichen lediglich Fakten zu entdecken vermag. Was also treibt die Verleumder um? Geilen sie sich an der puren Destruktion auf? Mobbing, Vergnügen einer kranken Gesellschaft. In der Regel zählen Mobber nicht eben zu den Götterlieblingen. Defizitäre Charaktere reiben sich an Über- oder Unterlegenen. Soweit, so schlecht und selbst erlebt im Jahre 1997. Schon damals arbeiteten in dieser Beziehung Ost und West Hand in Hand in der NGL (Neue Gesellschaft für Literatur) in Berlin. Allein die spezielle Tonart kenne ich von früher her.

Was veranlaßte z. B. den ehemaligen IM o.e.K. (ohne eigene Kenntnis), es darf gelacht werden, Matthias (sic!) Biskupek, 2005 nach Erscheinen meines Romans »Flam oder Diesseits und Jenseits« innerhalb eines Artikels in der Satirezeitschrift Eulenspiegel, der ansonsten auf meine Person keinen Bezug nimmt, zu sudeln: »…Bernd Ulbrich, der ja schon zu DDR-Zeiten keinen Erfolg hatte, Stasi hin oder her…«? Wir kennen uns nicht, persönliche Antipathie scheidet also aus. Doch nachweislich hat die Stasi per Publikationsverbot ab ’83 wesentlich mein literarisches Schicksal bestimmt. Schlichter Neid, angesichts meiner Gesamtauflage von ca. 370.000 verkauften Büchern? Er war selbst ein überaus erfolgreicher Autor in der DDR und ist es wieder.

Was vermitteln mir einige äußerst persönliche, man kann sagen, gehässige Absagen aus deutschen Verlagen, die sich doch ansonsten generell mittels Stereotypen bedeckt und wertungsfrei halten? Immer sind Namen damit verbunden, die ich aus DDR-Funktionärskreisen kenne. Zufall? System?

Ist es Zufall, daß ich in den vergangenen Jahren beruflich etwa einem Dutzend Leuten begegnete, Verlagsmenschen, Journalisten etc., die beim ersten Kennenlernen und Lesen meiner Texte begeistert, ja, ich darf sagen, euphorisch reagierten, bzw. gewisse Versprechungen machten und sich dann, nach einiger Zeit, unter durchsichtigen Ausreden oder schweigend zurückzogen? Was beeinflußte sie, sich gewissermaßen selbst zu widersprechen? Führt da eine Kraft im Hintergrund Regie, Whistleblower? Ich neige nicht zu Verschwörungstheorien. Aber etwas scheint mir faul zu sein. Bin ich nun zur besonderen Zielscheibe linksgestrickter Alträchender der Enterbten und Entrechteten geworden? Enterbt sind sie wohl ohne das schützende Haus DDR, ohne die Pfründen der Macht, ohne die Familie der SED, wenn auch nicht entrechtet. Aber haben sie nicht neue, lukrative Heimstatt gefunden unterm Dach von Kulturinstitutionen und Medien, in Politik, Wirtschaft und Finanzwelt? Nun besitzen sie wieder Macht und mißbrauchen sie wie eh und je. Verleumdung ist ihr Lebenselixier. Zu Stasi-Zeiten hieß das im Jargon der »Firma« Destabilisierung der Zielperson, oder so ähnlich. Nun sprechen sie mir selbst noch den Verfolgtenstatus ab, berufen sich auf anonyme Zeugen, die mich auch nicht kennen können, noch weniger als meine studentischen Kommilitonen, die mir seinerzeit in ihren Berichten Arroganz bescheinigten (dabei war ich doch nur im Sinne der »sozialistischen Moral« ein wenig schlampig und wehrte mich gelegentlich gegen die Anmaßung der Moralapostel).

Schrieb ein Offizier der Stasi über mich ‘79:

»…Ulbrich hält sich für einen großen Autor…«

Zumindest hielt ich mich für fähiger als solche Schreiberlinge. Derartige Plumpheit unterstellt, offenbart sich die Denkungsart jenes Autors, wie das spätere Publikationsverbot, den Charakter des Systems. Um in der Bundesrepublik als beruflich Verfolgter anerkannt zu werden, bedarf es schon eineindeutiger Beweise. Schließlich geht es um Staatsknete, und da muß die Aktenlage wasserdicht sein. Wer‘s nicht glaubt, der lese weiter. Die anderen können bei Lektüre meiner Texte sich ergrimmen über schaurige aktuelle Wahrheiten oder sich amüsieren über solche, die vergangen.


(Bescheid)

von Bernd Ulbrich, © 2011